Was wir für den Igel tun können
Langsam
zieht der Winter ins Land und die Igel müssen sich für den Winterschlaf rüsten,
indem sie sich ein Fettpolster anfressen und einen geeigneten Überwinterungsort
suchen. Die kleinen stacheligen Säugetiere können wir immer wieder
in unseren Gärten beobachten, denn der Igel lebt im Siedlungsraum. So ist er aber
auch durch menschliche Einflüsse besonders gefährdet.
Immer wieder stellt sich die
Frage, inwieweit man Wildtiere unterstützen soll und ob man Natur nicht einfach Natur
sein lassen darf. Soll man kranke und verletzte Igel gesund pflegen, soll man Igel im
Herbst füttern oder soll man der Natur einfach ihren Lauf lassen? Das muss wohl
jeder für sich alleine entscheiden.
Es gibt aber auch eine Reihe von anderen Möglichkeiten, wie Sie dem Igel das Leben erleichtern können, denn ein Igel hat es wahrlich nicht leicht und erreicht durchschnittlich nur ein Lebensalter von drei Jahren, obwohl er älter werden könnte. Die Jugendsterblichkeit ist sehr hoch und wer zur jetzigen Jahreszeit einen kleinen Igel herumlaufen sieht, kann damit rechnen, dass er den Winter mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ohne Hilfe überleben wird. Will man in solchen Fällen helfen, kann man sich an eine Igelstation wenden (http://www.pro-igel.ch/).
Es gibt aber auch ganz einfache Mittel, wie man dem Igel die Futter- und Nestsuche erleichtern kann. Igel gehören zu den Insektenfressern. Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten, Würmern und anderen Kleintieren. Teilweise wird auch pflanzliche Nahrung aufgenommen, aber das bildet die Ausnahme. Je naturnaher ein Lebensraum gestaltet ist, desto mehr von diesen Kleintieren können darin leben. Auf einem sauber geputzten Rasen leben weniger Insekten als auf einer ungepflegten Wiese, wo das Laub liegengelassen wird. Gerade dieses Laub bietet Lebensraum für die Nahrung des Igels. Wenn Sie dem Igel also einen Gefallen tun möchten, haben Sie Mut zur Unordnung in Ihrem Garten! Lassen Sie das Laub liegen. Im Gemüsegarten können die abgeernteten Pflanzen einfach stehengelassen werden. Und sollten Sie das Laub dennoch zusammenrechen, machen Sie an einem geschützten Ort einen Haufen. Vielleicht ergibt sich so ein geeignetes Winterquartier. Dasselbe gilt für Äste von zurückgeschnittenen Büschen und Bäumen. Wer handwerklich begabt ist, kann auch ein Igelhaus bauen.
Hat der
Igel den Winter gut überstanden, lauern weitere Gefahren. Viele finden den Tod auf
den Strassen, ein weiterer Teil fällt Krankheiten oder Parasiten zum Opfer. Da heute
beim Gärtnern zahlreiche chemische Substanzen verwendet werden, sterben Igel
immer wieder an Vergiftungen. Pestizide vernichten zudem wiederum einen Teil der
Nahrungsgrundlage vieler Kleintiere.
So helfen Sie dem Igel
Gestalten Sie Ihren Garten abwechslungsreich und naturnah und pflanzen Sie vorwiegend einheimische Pflanzen
Wirken Sie der Zerstückelung von Lebensräumen entgegen, indem Sie unüberwindbare Hindernisse abbauen
Verzichten Sie auf Laubbläser, Motorsensen und Fadenmäher – sie können tödliche Verletzungen verursachen oder zerstören einen Teil der Nahrungsgrundlage
Verzichten Sie auf Chemie im Garten (auch Kunstdünger)
Errichten Sie Laub- und Ästehaufen oder stellen Sie ein Igelhaus auf
Lassen Sie Ihren Hund nicht unbeaufsichtigt. Wildernde Hunde sind auch für den Igel eine Gefahr
Installieren Sie feine Gitter auf den Lichtschachtgittern – Igel bleiben sonst darin hängen (jedes Jahr werden Igel mit gebrochenen Beinen deshalb in die Igelstation gebracht). Das hilft auch den Molchen und weiteren Kleintieren
Achten Sie darauf, dass keine Netze lose im Garten herumliegen
Holzstapel zum Verbrennen sollten erst unmittelbar vor dem Verbrennen aufgeschichtet werden. Sie bieten ideale Verstecke für Igel und Feuer werden so zu Todesfallen
Elektrozäune für Kleintiere, bei denen der elektrisch geladene Draht einen ungenügenden Bodenabstand aufweist, stellen ebenfalls eine Gefahr dar
Katzenschreck-Geräte mit Ultraschall halten nicht nur die Katze fern, sondern auch den Igel
Achten Sie bei Schwimmbecken oder steilwandigen Gartenweihern darauf, dass ein Ausstieg für Wildtiere besteht – ebenso bei offenen Schächten oder Gräben
Mit wenig Aufwand kann
schon viel erreicht werden. Wie der
Mensch ist auch der Igel Teil eines grossen Ganzen. Wenn wir dem Igel helfen,
helfen wir auch gleichzeitig vielen anderen Lebewesen und wenn in unserer Umgebung
Platz für viele Pflanzen, Insekten und andere Tiere ist, wird das auch dem Igel
helfen. Und schliesslich können auch wir uns an der grossen Artenvielfalt vor unserer
Haustür erfreuen und treffen vielleicht im nächsten Frühling schon auf einen Igel,
der die Winterruhe in unserem Garten gut überstanden hat. Jeder
kann etwas dafür tun, damit es dem Igel gut geht.
Franziska Neukom
Kiebitz, November 2013